Mittwoch, 22. Juni 2011

Effektive Mikroorganismen?

Sie sollen ja die Wunderwaffe der Neuzeit sein. Naja, ganz genau stimmt das natürlich nicht, denn eigentlich sind sie nur eine Wiederentdeckung von schon lange vorhandenem und verwendetem Wissen. Die effektiven Mikroorganismen.
Sie sollen bei verstopften Abflüssen helfen, das Putzen erleichtern, man kann mit ihnen Bokashi herstellen, den Kompost verbessern und nicht zuletzt das Bodenleben aktivieren.
Die EM-Lösungen, die es zu kaufen gibt, bestehen aus Milchsäurebakterien, Hefepilzen, Photosynthesebakterien und anderen Mirkroorganismen. Diese Bakterien wurden zusammengemischt und anaerob, also unter Ausschluss von Sauerstoff vermehrt, so dass die guten Mikroorganismen dominieren. Ursprünglich wurde diese Mischung von Professor Teruo Higa in Japan als Bodenhilfsstoff entwickelt, um chemische Düngemittel zu sparen. Die weiteren Verwendungsmöglichkeiten entdeckte man aber auch schnell.
Genau die Wirkung auf den Boden war natürlich auch für mich, als Kleingärtnerin, interessant. So soll es mit effektiven Mikroorganismen möglich sein, Küchenabfälle und Gartenreste nahezu Geruchsfrei in besten Kompost umzusetzen und die Erde dabei noch mit diesen Mikroorganismen anzureichern. Dafür düfen die Küchenreste jedoch nicht "normal" kompostiert werden. Statt dessen sollen sie fermentiert werden, damit keine Faulgerüche entstehen und zersetzende Organismen keine schädlichen Substanzen absondern. Genau auf diesem Prinzip basiert Bokashi-Kompost. Die fermentierten Materialien verlieren dabei keineswegs an Farbe oder Struktur. Sie werden lediglich milchsauer vergoren, um dann mit Erde vermischt kompostiert, oder eingegraben, innerhalb von einigen Wochen in besten Humus umgesetzt zu werden. Bei der Fermentierung zerstören die effektiven Mikroorganismen alle schädlichen Bakterien, Viren und sogar Hormone, Antibiotika oder Schadstoffe, die eventuell im Material vorhanden sind. Dieser Effekt setzt sich anschließend, laut der Verfechter dieser Methode, im Boden fort. Die Pflanzen bekommen beste Nährstoffe und wachsen besser und größer als zuvor.
Das alles hört sich natürlich fantastisch an und gehört auf jedenfall ausprobiert. Man stelle sich die riesen Brokkoli, den tollen Salat und die bestens gedeihenden Hostas nur einmal vor. Vorrausgesetzt die Gerüchte sind wahr.
Mir sind allerdings die EM-Lösungen, die es zu kaufen gibt, etwas zu teuer. Ich weiß, man kommt lange damit hin und man kann sie eventuell auch selbst vermehren. Aber irgendwie... wenn man bedenkt, dass das eigentlich nur eine Art Sauerkrautsaft oder flüssiger Sauerteig ist... nein. Das muss doch auch irgendwie anders gehen.
Und das geht es auch. Bei meinen Recherchen stieß ich auf folgende Anleitung in einem Beitrag von Marko Heckel im Tria Terra Blog.
Klar, dass das sofort ausprobiert werden wollte. Leider fand ich in der ganzen Stadt kein passendes Holzkästchen, dessen Preis ich zu zahlen bereit gewesen wäre (da hätte ich ja gleich die Mikroorganismen kaufen können). Deswegen musste ein Terrakotta-Blumentopf herhalten. Ich hoffe das Experiment glückt trotzdem. Wir werden sehen.
Aber zunächst mal die Vorgehensweise:
Man braucht Reis, der am besten gedämpft wird. Kochen klappt aber hoffentlich auch. Dieser wird dann in das Holzkästchen (in meinem Fall einen Blumentopf) gefüllt, so dass noch ein paar Zentimenter Platz ist bis zum Rand.


Über die Öffnung werden nun Papierhandtücher oder Küchenpapier gelegt und mit einem Gummiband so gespannt, dass sie nicht den Reis berühren.


Darüber kommt dann noch etwas Maschendraht oder etwas anderes Stabiles, dass Tiere davon abhalten soll, an den Reis zu gehen. Um das Ganze vor Regen zu schützen, wird anschließend noch eine durchsichtige Folie darüber gelegt. Ich habe Frischhaltefolie genommen.
Nun kommen wir zum spannenden Teil. Der Topf wird an einer Stelle, an der der Boden schon längere Zeit unbearbeitet geblieben ist, und die möglichst gesund ist, zu zwei Dritteln eingegraben. Ein Waldrand oder eine Hecke eignen sich dafür am besten.


Über das Ganze wird Laub verteilt, bis vom Kästchen (Topf) nichts mehr zu sehen ist. Darüber kommt dann noch eine Plastikfolie, die an den Ecken mit Steinen beschwert wird, damit sie nicht davon fliegt. Diese soll nochmals vor Regen schützen. Außerdem markiert sie den Ort, an dem das Kästchen vergraben ist. Wer Angst vor zufälligen Entdeckern hat, kann die Folie natürlich auch noch mit Laub bedecken, muss sich dann aber den Standort gut merken.
Nun wartet man mindestens vier Tage, bevor man das Kästchen wieder ausgräbt. Wenn sich dann auf dem Reis eine schöne Schicht weißer Schimmel gebildet hat, ist alles gut gegangen. Ist der Schimmel andersfarbig, oder nicht vorhanden, ist das Experiment leider missglückt und man hat nicht so effektive Mikroorganismen gesammelt, oder das Kästchen zu früh ausgegraben. In dem Fall hilft es eventuell es nochmals einige Tage einzugraben.
Wie es bei mir ausgehen wird, weiß ich nicht, aber ich werde berichten. Wenn alles gut geht, erzähle ich euch dann auch, wie man mit den gesammelten Mikroorganismen weiter verfährt. (Falls ihr nicht eh so neugierig seid und es selbst nachlest.)
So, zum Abschluss wollte ich euch doch mal zeigen, wie hübsch meine Erbsen momentan blühen. Ich habe eine Sorte mit violetten Hülsen, die Blauwschokker. Aber schaut es euch selber an:


Achja, wenn wer einen Tipp für mich hat, woher man günstig Holzkästchen bekommen kann, wäre ich sehr dankbar. Sie müssen auch keinen Deckel haben.

Update 26.06.2011:
Das Experiment mit dem Blumentopf hat nicht funktioniert. Es hat sich leider kein weißer Schimmel auf dem Reis gebildet. Statt dessen hatten sich kleine weiße Würmchen in den Topf verirrt. Das Loch im Boden war wohl nicht ausreichend abgedichtet. Sobald ich ein passendes Holzkästchen habe, wird das Experiment aber originalgetreu wiederholt.

EM - Teil 2
EM - Teil 3 - Bokashi
EM - Teil 4 - Terra Preta

7 Kommentare:

  1. Oh, da bin ich aber gespannt, ob das Experiment geklappt hat!!!
    Ich drück schon einmal die Daumen! Lg
    Kerstin

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  2. Liebe Thab, das klingt ja sehr interessant, vielleicht probiere ich das auch einmal aus.

    lg kathrin

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  3. Das hört sich interessant an. Ich guck mir das mal auf dem anderen Blog an.
    Die Erbsenblüte ist wunderschön. Tolle Sorte.

    LG Heidi

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  4. Bin mal gespannt auf deine Erfahrungen mit dem Zeugs.
    Ich bin da eher skeptisch. Die Vermarktung und die unterschiedlichen Anwendungsmethoden sind teilweise derart esoterisch, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass die EM irgendetwas wirklich gut können (Fermentation vielleicht mal ausgenommen, sind ja Milchsäurebakterien drin).

    Mir sind bisher auch kein unabhängigen wissenschaftlichen Versuche bekannt, die ein Wirksamkeit belegen.

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  5. @Chaosgarten
    Nun ja, da magst du recht haben. Einige Anwendungsgebiete schienen mir auch etwas weit hergeholt. Aber mir gehts ja hauptsächlich um die Fermentationprozesse und die Bodenverbesserung. Und ich glaube zum Schadstoffabbau wurden da auch schon diverse Forschungen getätigt. Soweit ich weiß experimentieren einige Bauern im Chiemgau mit EM und waren von den Ergebnissen sofort überzeugt. Nun ja und eine gewisse Reinigungswirkung scheinen sie auch zu haben, schließlich wurden früher mit Sauerteigresten häufiger die Gebäude ausgefegt um sie zu säubern. Aus diesem Grund halte ich es, wie es schon in der Bibel steht: "Prüfet alles und das Gute behaltet". :) Den esoterischen Kram kann man ja ausfiltern.
    Liebe Grüße,
    Thab

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  6. Guten Morgen Thab
    Hab jetzt grad alles nachgelesen und bin ja richtig beeindruckt. Schad, hat das Experiment nicht geklappt, aber mit dem richtigen Holzkästchen dann hoffentlich. Ist ja richtig spannend.
    Du, ich hab meine Armbanduhr auch ganz oft nicht an. Kann auch sehr gut ohne leben und ja, es tut gut, etwas Zeitlos durch die Gegend zu wandeln ... und es hat ja überall eine Kirchenuhr, oder am PC eine, oder im Auto oder oder oder ... warum denn auch noch am Arm mit rumtragen, gell!
    Hab einen sonnigen Wochenstart und sei von Herzen gegrüsst
    Ida

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  7. Ein sehr interessanter Post! Herzlichsten Dank dafür!
    Eine wunderschöne Restwoche wünscht Dir Yvonne

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