Sonntag, 22. Mai 2011

Ein Urlaubsbericht (Teil 2)

Da waren wir also, auf einer unbekannten Insel, mitten im Irgendwo (im Nirgendwo konnte sie schließlich nicht sein, denn irgendwo waren wir ja), wussten nicht wieso und wohin und hatten außer den Flugbegleitern und den anderen Passagieren auch noch niemanden gesehen, gar nicht erst zu reden von einem Einheimischen, dem wir all die bohrenden Fragen hätten stellen können, die uns nun im Kopf herumgeisterten. Das sollte sich jedoch bald ändern.
Wir entdeckten eine Hinweistafel mit den Worten 'Ausgang/Zu den Unterkünften' und einem Pfeil, der in Richtung einer wirklich dunklen Türöffnung zeigte. Wäre diese Hinweistafel nicht so eindeutig gewesen, ich hätte diese Tür für eine Besenkammertür oder etwas Ähnliches gehalten. So schauten wir uns jedoch nur kurz skeptisch an und durchschritten dann kurzentschlossen die Tür. Eine weise Entscheidung, denn tatsächlich war dies der Ausgang. Die Dunkelheit rührte daher, dass draußen mittlerweile die Sonne untergegangen war. Zum Glück regnete es keinen Honig mehr. Das Außengelände des Flughafengebäudes war nur spärlich beleuchtet. Bis auf eine Rampe, die in helles Scheinwerferlicht getaucht war und mit deutlich in ihre Richtung zeigenden Leuchtpfeilen gespickt ein Stück entfernt lag. Es war offensichtlich, dass von uns erwartet wurde, diese Rampe empor zu klettern. Gut, dass wir vom Flughafengebäude noch keine Sicht auf das dahinter Liegende hatten, denn ansonsten hätten wir uns wahrscheinlich doch noch entschlossen, einfach zusammengerollt in einer Ecke des Flughafens auszuharren und den nächst möglichen Flug zurück zu nehmen.
Kaum hatten wir die Rampe jedoch bestiegen, bot sich uns der Ausblick auf den 'Fuhrpark' des Flughafens. Nun, Fuhrpark ist hier nicht das richtige Wort. Man sollte vielleicht eher Gestüt sagen, obwohl auch das nicht ganz passend wäre. Zu sehen bekamen wir raupenähnliche Tiere. Zumindest ihr Körper erinnerte entfernt an Schmetterlingsraupen. Unter diesem Körper befanden sich jedoch an jedem Raupenglied Pferdebeine. In hoher Geschwindigkeit jagten die Tiere über ihre Koppel. Die Anzahl der Beine variierte dabei nach der Länge der Raupen. Später sollte ich erfahren, dass die Tiere sich während dieses Lebensstadiums einige Male häuten und jedesmal ein weiteres Raupenglied samt Beine hinzugewinnen.


Sind sie ausgewachsen, verpuppen sie sich, um sich nach dem Schlüpfen als goldene Ringelschwanzerdmännchen mit geschuppten Liebellenflügeln von 10m Spannweite für 20 Minuten zum Paarungsflug in die Luft zu erheben und anschließend in einem goldbestäubten Feuerwerk zu explodieren. Während unseres Urlaubs durften wir ein einziges Mal dieses Schauspiel beobachten und ich glaube, ich werde nie wieder etwas Beeindruckenderes und gleichzeitig Traurigeres zu sehen bekommen.
Von all diesen Dingen ahnten wir in diesem Moment jedoch noch nichts. Was ich aber im selben Moment wusste, wie mein Mann es aussprach, war: "Das sind Beelnags!". "Genau das wollte ich auch gerade sagen." Verwirrt schauten wir uns an. Der Telepathische Universalübersetzer hatte uns scheinbar nicht nur ermöglicht, sämtliche Sprachen der Erde zu verstehen und fließend zu sprechen, er hatte uns zusätzlich auch noch die Namen aller Tiere, Pflanzen und Gegenstände dieser Insel eingepflanzt.
Nun eines dieser Beelnags stand an der Rampe. Auf seinen Rücken waren simple Stühle ohne Beine gebunden und von uns wurde offensichtlich erwartet, auf einem dieser Stühle Platz zu nehmen. Unser Fahrer saß auch schon am Steuer. Er war ein Xorluk und damit der erste Einheimische den wir trafen. Die Xorluks waren eine Minderheit auf Plantoffia. Sie bekamen häufig die begehrten Jobs als Beelnag-Fahrer, da sie sich aufgrund ihrer Statur perfekt an die auf den Beelnags befestigten Stühle anpassten, waren ihre Hinterteile doch beinahe rechtwinklig und hatten an den Seiten leichte Geschwulste, welche das seitwärts Verrutschen auf den Stühlen verhinderten.
Unseren Hinterteilen fehlte leider diese Angepasstheit und so versuchte jeder von uns eine möglichst sichere Position auf den Beelnagstühlen zu finden. Meine Strategie bestand darin, die Beine im Schneidersitz unter der Sitzfläche zu kreuzen und die Arme hinter der Rückenlehne zu verschränken. Nicht sonderlich bequem, aber wenn man Angst um sein Leben hat, nimmt man das gerne in Kauf. Andere Strategien waren das krampfhafte Festklammern der Finger an den Seiten der Sitzfläche, oder das rittlings auf den Stuhl setzen um die Lehne zu umklammern. Damit ging allerdings einher, nicht zu sehen, wohin der Beelnag galoppierte. Während wir unterwegs waren, wünschte ich mir auch hin und wieder diesen Umstand genießen zu können. Das hätte mir einige Male das krampfhafte Zusammenpressen meiner Augenlieder erspart.
Aber das erzähle ich euch dann im nächsten Teil.
(Fortsetzung folgt)

Freitag, 20. Mai 2011

Ein Urlaubsbericht (Teil 1)

Wir hatten einen etwas seltsamen Urlaub. Alles begann damit, dass unser Flug schon in Frankfurt etwa zwei Stunden Verspätung hatte. Etliche Anschlussflüge unserer Mitflieger mussten umgebucht werden. Wir machten uns allerdings keine Sorgen, da wir bis zu unserem Anschlussflug in Madrid etwa fünf Stunden Aufenthalt hatten. Kurz vor unserer Abreise hatte die Fluggesellschaft unseren Anschlussflug auf einen späteren Flug umgebucht. Das erste mal, dass ich etwas misstrauisch wurde, war, als der Mann am Einscheckschalter seltsam lächelte, als er uns unsere Flugscheine ausstellte. Schnell verwarf ich aber alle Gedanken, die mir in diesem Augenblick durch den Kopf schossen und erzählte nicht einmal meinem Mann davon. In Madrid die Wartezeit hatte sich durch unsere Verspätung natürlich verkürzt, aber das war nicht allzu schlimm. Um etwas zu essen reichte es allemale noch. Dann ging es zum Weiterflug auf die Kanaren. Brav zeigten wir unsere Flugtickets dem Personal und - wieder ein seltsames Lächeln. Kurz runzelte ich die Stirn, doch wieder ließ ich alle Gedanken darüber fahren. Was sollte denn auch schon sein? Ich hatte mir das bestimmt nur eingebildet.
Im Flugzeug spürte ich eine seltsame Erregung unter allen Pasagieren, die ich mir nicht recht erklären konnte und die ansteckend war. Gleichzeitig hoffte ich jedoch, der Flug möge schnell vorbei sein, da wir schon einen langen Tag hinter uns hatten und ich endlich auf den Kanaren ankommen wollte. Deswegen saß ich meine Zeit im Flugzeug einfach ab, las ein wenig und wartete auf den unvermeidlichen Druck in den Ohren, wenn das Flugzeug den Sinkflug einleitet. Schließlich war es so weit. Ich schaute kurz aus dem Fenster. Es dämmerte bereits und war sehr wolkig. Die Aussicht lohnte sich nicht. Also lehnte ich mich zurück und wartete geduldig darauf, aussteigen zu dürfen. Das Flugzeug landete, ich schnappte mir meinen Rucksack und trottete hinter meinem Mann her zur Andockstation. Schon im Flugzeug hörte man ein stetiges Trommeln auf das Dach. Im Vollverglasten Andocktunnel schaute ich also etwas entnervt nach Oben und wünschte mir den Regen fort und konnte meinen Augen nicht trauen. Große Tropfen, gelb und klebrig wie Sirup fielen aus den Wolken und rannen die Scheiben herunter wie Gelee. Was war das denn? Auch mein Mann und die anderen Fluggäste hatten das seltsame Schauspiel schon entdeckt und deuteten immer wieder in den Himmel. Seltsamen Regen hatten die hier. Ich hoffte, mir das klebrige Zeug später nicht aus den Haaren waschen zu müssen, wir hatten nämlich keinen Schirm mitgenommen. Wir folgten den Pfeilen richtung Ausgang, in der Hoffnung, nun auf etwas Normalität zu stoßen, doch auch die Hinweistafeln machten uns stutzig. Etliche Drei-Gewinnt Spiele waren aneinandergereiht.


Was das sollte, war mir nicht ganz klar. Die Tafeln hingen zu hoch, um als Besucherbelustigung zu dienen. Stifte gab es auch nirgends und außerdem waren die Felder ja auch alle schon ausgefüllt. An immer mehr solcher Tafeln kamen wir vorbei und mir wurde langsam klar, dass dies eine Art Schrift sein musste.
Ich habe ja schon viele verschiedene Schriften gesehen. Hebräisch, Chinesisch, Arabisch, Thailändisch..., aber noch nie eine wie diese. Außerdem wurde auf den Kanaren keine andere Schriftart benutzt. Zumindest nicht, soviel ich wusste. Ich drehte mich zu meinem Mann um und raunte ihm ins Ohr: "Ich glaube, wir sind gar nicht auf den Kanaren." Er konnte nur nicken und deutete etwas blass um die Nase auf einen seltsamen Apparat, in den nun jeder einzelne Passagier unserer Maschine hineingewunken wurde. Zuerst hielt ich das Ding für einen dieser Nackt-Scanner, doch dann wurde mir klar, dass das Gerät etwas anderes mit den Menschen anstellte, denn die, die wieder heraustraten wirkten wesentlich entspannter und nickten uns übrigen aufmunternd zu. Gehirnwäsche? Schoss es mir durch den Kopf und ich wollte mich schon panisch umdrehen und meinen Mann hinter mich herzerrend wieder Richtung Flugzeug rennen, um den Piloten anzuflehen, uns wieder zurück zu fliegen. Die anderen Passagiere schienen jedoch keine solchen Bedenken zu hegen und so wurde ich durch den schieren Andrang schließlich in diese Maschine bugsiert. Im hineingehen versuchte ich noch verzweifelt das Schild zu entziffern, das an der Maschine angebracht war, in der Hoffnung, dass die Drei-Gewinnt Spiele doch noch einen Sinn ergaben und ich erfahren würde, was gleich mit mir passieren sollte. Ich sah noch, wie mein Mann mir entsetzt hinterherschaute, konnte meinen Blick jedoch nicht lange von dem Schild wenden. Vielleicht würde sich mir doch noch ein Sinn erschließen.
Und tatsächlich, vor meinen Augen verschwammen die Drei-Gewinnt Spiele und wurden zu normalen Buchstaben und ich konnte dort lesen: 'Telepathischer Universalübersetzer'. Erleichtert und auch etwas verwirrt ob des plötzlichen Wissenszuwachses in meinem Kopf, ausgelöst durch das plötzliche Lernen sämtlicher Sprachen, egal ob ausgestorben oder nicht, nickte ich meinem Mann beruhigend zu. Nachdem auch er diese seltsame Prozedur hinter sich gebracht hatte, erkundeten wir das Flughafengebäude, welches, wie wir später feststellen sollten, 'europäisch' gestaltet war, um Neuankömmlinge nicht zu verschrecken. Wie auf jedem Flughafen gab es etliche Hinweistafeln. Der Einfachheit halber werde ich sie hier übersetzen, da ihr mit den Drei-Gewinnt Spielen wahrscheinlich nicht viel anfangen könntet. Außer, ihr seid auch schon einmal in einem telepathischen Universalübersetzer gewesen. Auf einem Schild konnten wir lesen: 'Ihr Gepäck wird Ihnen automatisch in ihre Unterkunft geliefert'. Auf einem anderen stand: 'Herzlich Willkommen auf der Insel Plantoffia!'. Plantoffia - soso. Nun, wir waren nicht schüchtern, bisher hatte uns niemand etwas getan und dies versprach ein Abenteuer zu werden. Außerdem waren wir fest entschlossen Urlaub zu machen. Wir mussten nurnoch herausfinden, warum wir hier gelandet waren, wo wir schlafen sollten und wie wir dort hin kommen... Draußen regnete es Honig... Und wo zum Geier liegt Plantoffia und warum hatten wir bisher nichts von dieser Insel gehört?
(Fortsetzung folgt)

Montag, 2. Mai 2011

Der Sonne hinterher...

... braucht man im Augenblick in dieser Gegend eigentlich nicht. Trotzdem fliegen wir ab morgen in den Urlaub. Ich freu mich schon. Das Wetter wird auf den Kanarischen Inseln zwar ähnlich frühlingshaft sein wie hier, aber die Nächte sind bereits etwas lauer. Und wir waren noch nie dort. Es gibt also viel zu besichtigen und zu wandern.
Trotzdem fliege ich auch mit einem weinenden Auge in den Urlaub, denn gerade im Augenblick tut sich ja so viel in der Natur. Ich hatte eigentlich etwas mit Löwenzahnblüten geplant und auch Holunderblüten standen auf der Verwertungsliste. Tja, nun kommt immer alles anders als man denkt. So muss ich diese Pläne jetzt auf das nächste Jahr verschieben. Ihr dürft euch dann auf neue Rezepte und Experimente freuen.
Über unseren Urlaub und die entdeckten botanischen Besonderheiten werde ich natürlich berichten, wenn wir wieder da sind. Und auch darüber, ob unser Garten überlebt hat. Wir geben ihn nämlich in die verantwortungsbewusste Obhut eines garten-unerfahrenen Pärchens. Aber es wird bestimmt alles gut gehen.
Nun denn, bis in ungefähr drei Wochen.
Eure Thab
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