Mittwoch, 22. Februar 2012

Rosmarinhydrolat, oder - was ist eigentlich eine Kolonnendestille?

Also, so richtig hat das Gartenjahr ja noch nicht angefangen. Zwar steht schon alles in den Startlöchern und ich wälze auch schon fleißig Gartenbücher (in der ganzen Wohnung sind Skizzenblätter und Pflanzpläne verteilt), doch ist die Gartenerde noch zu feucht und gefroren, um sie richtig bearbeiten zu können. Natürlich habe ich schon ein paar Pflänzchen ausgesäät, aber darüber berichte ich dann beim nächsten Mal.
Heute habe ich ein anderes Thema für euch. Und zwar möchte ich euch mal beschreiben, wie man eigentlich Hydrolate herstellt. Für diejenigen, die nicht wissen, was ein Hydrolat ist: Hydrolate sind eigentlich die überbleibenden Wässerchen bei der Gewinnung von ätherischem Öl. Kleine Mengen ätherischen Öls sind in diesen Wässerchen gelöst und machen sie so zu wertvollen Rohstoffen in der Kosmetikherstellung und Pflanzenheilkunde. Aber auch Gerichten kann mit ihnen eine besondere Note gegeben werden. Am bekanntesten ist da wohl das Rosenwasser.
Ätherisches Öl wird meistens mit einer Destille gewonnen. Hierfür wird ein Aromakorb, die sogenannte Kolonne, mit dem duftenden Pflanzenmaterial gefüllt. Die ätherischen Öle werden dann mit Hilfe von Wasserdampf aus den Pflanzen gelöst.
Aber am besten zeige ich euch das mal anhand von Rosmarin:


Ok, was sieht man auf diesem Bild? Fangen wir mal von Links nach Rechts an. Das Kupfertöpfchen Links auf der Butterbrotdose, mit der Spirale innen, ist der Kühler. Darunter steht ein Glastöpfchen zum Auffangen des Hydrolats. Auf dem Spiritus-Campingkocher rechts daneben steht der Kupferkessel, der mit Wasser gefüllt ist. Rechts hinten, das ist der Geisthelm, in dem sich der aufsteigende Dampf sammelt. Darunter, das ist die Kolonne. Die Kolonne ist eine Art Sieb. Das heißt, sie ist unten gelocht, damit der Wasserdampf durch sie hindurch gelangen kann.
Um erfolgreich Hydrolat herstellen zu können, sorgt man erstmal dafür, dass der Spiritustank des Campingkochers mit Spiritus gefüllt ist. (Nicht vergessen, sonst muss man zwischendurch nachfüllen). Dann füllt man den Kessel der Destille mit Wasser. In die Kolonne wird ein Stück Filterpapier oder Küchenrolle gelegt, damit kein Pflanzenmaterial durch die Löcher fallen kann. Nun ist es sinnvoll, das Pflanzenmaterial so klein wie möglich zu machen, damit sich die Oberfläche vergrößert und das ätherische Öl besser herausgelöst werden kann. Da ich getrockneten Rosmarin benutzt habe, konnte ich ihn ganz einfach in der Küchenmaschine häckseln. Frisches Pflanzenmaterial sollte man aber bestimmt besser kleinhacken. Das zerkleinerte Pflanzenmaterial wird nun in die Kolonne gegeben und angedrückt. Keine Angst, dass es zu fest werden könnte, der Dampf sucht sich wohl seinen Weg.
Dann setzt man die Kolonne auf den Kupferkessel. Auf die Kolonne wird der Geisthelm gesteckt. Der Geisthelm wiederum wird mit dem Kühler verbunden. Ich habe dafür noch ein Verbindungsstück extra, dass die Höhe der Kolonne auf der anderen Seite ausgleicht.
Der Kühler hat hinten zwei Öffnungen, an die am besten ein Wasserkreislauf angebracht wird, damit immer kaltes Kühlwasser nachströmen kann. Hierfür befestigt man passende Schläuche an den Öffnungen und sorgt dafür, dass durch die untere Öffnung Wasser hereinströmt und durch die obere wieder abfließen kann. Ich mache das mit Hilfe einer kleinen Aquariumtauchpumpe:


Nun nochmal vergewissern, dass alles ordnungsgemäß zusammengesteckt ist und ein Auffangbehälter bereit steht. Dann die Verbindungsstellen der einzelnen Teile mit einem gemisch aus Roggenmehl und Wasser abdichten. (Das wird traditionell so gemacht.) Schließlich kann der Campingkocher angezündet werden und man kann dabei zugucken, wie das Hydrolat nach dem Kondensieren in der Spirale aus dem Kühler tropft:


Aber bitte nicht weggehen. Schließlich arbeiten wir mit einer offenen Flamme. Nun heißt es Geduld zu haben. Immer mal wieder das Kühlwasser kontrollieren, ob es auch nicht zu warm geworden ist. Sonst Eiswürfel hineingeben, oder Wasser nachlaufen lassen.
Während nun das Hydrolat aus dem Kühler tropft verbreiten sich herrliche aromatische Düfte durch das ganze Zimmer. Aber wie gesagt, das Destillieren dauert eine Weile. Also am besten ein gutes Buch bereitlegen, und zwischen den Kontrollen in Ruhe schmökern. Gartenbücher sind da besonders gut geeignet.
Meine Destille fasst leider nur 0,5 Liter. Das ist auch die einzige Größe, die hier in Deutschland von Privatleuten legal betrieben werden darf. Es kommen also nie nennenswerte Mengen an ätherischem Öl zusammen. Aber das Hydrolat ist umso reichhaltiger, da man die Ölschicht nicht entfernt. Ausserdem wirkt sie leicht konservierend, wenn sie auf dem Hydrolat verbleibt. Das Hydrolat sollte trotzdem am besten in einer sauberen, bis zum Hals gefüllten Braunglasflasche aufbewahrt und möglichst schnell verbraucht werden.
Ich habe mein Rosmarinhydrolat aber mal in eine helle Flasche gefüllt, um es euch zeigen zu können. Bemerkt ihr den schönen Film ätherischen Rosmarinöls auf dem Wasser?


Wer häufiger Hydrolate braucht, für den lohnt sich die Anschaffung einer solchen Kolonnendestille. Aber nicht nur Wasser kann auf diese Weise aromatisiert werden. Es wäre doch mal eine Idee, sich den nächsten Orangenlikör selbst zu machen... ...mit einigen Orangenschalen in der Kolonne und Alkohol statt Wasser im Kessel sicherlich möglich. Ich werde das mal testen.
Außerdem sieht so eine Destille doch echt dekorativ aus.
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