Sonntag, 25. März 2012

Von Veilchen, Bubble Tea, Mulekularküche und Prothesenhaftpulver

Letztes Jahr Anfang April hatte ich euch hier ja schon von den Veilchen auf der Wiese vor unserem Haus erzählt. Auch dieses Jahr blühen sie wieder wunderbar blau. Und natürlich habe ich, wie in meinem damaligen Post beschrieben, wieder einen Veilchensirup aus den Blüten hergestellt. Da ihr ja schon wisst, wie man diesen Sirup herstellt, wollte ich euch dieses Mal ein Rezept zur verwendung des Sirups zeigen.
Natürlich hat dieses Rezept auch eine Vorgeschichte. Und zwar war ich in der vergangenen Woche meine beste Freundin im Ruhrgebiet besuchen. Bei einem Bummel durch die Stadt fiel mir ein Teeladen ins Auge, von dem ich zwar schonmal gelesen, den ich aber noch nie selbst gesehen hatte. Einige von euch kennen ihn bestimmt. Es gibt dort den sogenannten Bubble Tea. Das ist ein Eisteegetränk, in dem kleine Kugeln aus Tapiokastärke oder umhülltem Fruchtsaft schwimmen. Durch den dicken Strohhalm saugt man diese Kugeln mit in den Mund und dort kann man sie je nach Sorte zerkauen, oder platzen lassen. Natürlich gibt es sie in beiden Varianten in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Da ich mich nicht auskannte, habe ich die klassische Tapioka-Variante gewählt. Die schmeckt leicht nach Karamell. Die Konsistenz fand ich dann aber doch etwas gewöhnungsbedürftig und so drehte ich meinen Strohhalm um, damit ich durch das angeschrägte Ende keine Perlen mehr aufsaugte und trank nur den Eistee.
Der war mit allerlei Sirup aromatisiert und schmeckte zwar gut, aber auch etwas künstlich. Und das, obwohl ich den grünen Matcha-Tee gewählt habe. Eine der teuersten Teearten überhaupt.
Trotzdem ließ mich dieses Eistee-Getränk nicht mehr los und so recherchierte ich etwas im Internet. Dort las ich, dass die aufplatzenden Saftkugeln für Anfänger besser geeignet seien. Tja, nun war ich aber nicht mehr im Ruhrgebiet. Wie sollte ich also diese Teevariante probieren. Und ausserdem schmeckt selbstgemachter Eistee sowieso viel besser. Und draußen blühten die Veilchen. Und irgendwie musste es doch möglich sein, diese platzenden Saftkugeln selbst zu machen...
Ich merkt, worauf ich hinaus will?
Genau, ich gebe euch heute das Rezept, wie ihr

Grünen Matcha-Eistee mit Veilchensirup und Pfirsichsaftbobbeln

selber machen könnt.

Möglich wird dies mit Hilfe der sogenannten Molekularküche. Bei dieser Art zu kochen werden chemische Reaktionen genutzt, um spezielle Effekte zu erzielen. Auf diese Weise kann man Kugeln herstellen, die Außen fest und Innen flüssig sind. Im Fall der Bobble wird die Eigenschaft von Calciumchlorid in Wasser genutzt, Alginatbausteine blitzartig hart werden zu lassen. Genauer ist die Herstellung der Bobbeln auf diesem Blog erklärt. Aber auch ich werde mein möglichstes geben, euch zu beschreiben, wie man die Bobbeln macht.

Was ihr für den Eistee braucht:
1/2 Teelöffel Matcha-Pulver (gemahlener grüner Tee)
1 Schuss Veilchenblütensirup (oder einen anderen Sirup nach Wahl)
200ml kaltes Wasser
3-4 Eiswürfel
Strohhalm
einige Veilchenblüten zum Dekorieren.

Gebt einfach alles, bis auf die Dekoration und den Strohhalm, in einen Shaker und schüttelt es gut durch. Fertig ist der Eistee. Wenn ihr Bobbeln mit in das Glas geben wollt, solltet ihr die aber vorher machen. Sonst schmilzt das Eis. Alles ins Glas geben, dekorieren und genießen.

Was ihr für die Bobbeln braucht:
2g Calciumchlorid (dihydrat) (in der Apotheke zu bestellen)
200ml Wasser
100ml Pfirsichsaft (oder einen anderen Saft nach Wahl)
1g Alginat (ca. 1/2 Teelöffel) (hier kommt das Prothesenhaftpulver ins Spiel. Das Protefix Haftpulver für die dritten Zähne besteht nämlich zu 100% aus Natriumalginat. Dieses Alginat wird benötigt, damit der Saft  eine Hülle bilden kann. Falls ihr nicht wisst, woher ihr Alginat bekommt, kauft einfach in der Apotheke zusätzlich zum Calciumchlorid gleich das Haftpulver.)
Eine Wundspritze

Gebt das Calciumchlorid und das Wasser in eine flache Schüssel und rührt um, bis alles sich gelöst hat.
In einen anderen Behälter gebt ihr den Saft. Unter rühren, am besten mit dem Stabmixer, fügt ihr das Alginat hinzu und rührt eine Weile, bis sich alles homogen verbunden hat. Dann wird die Spritze mit dem Saft gefüllt welcher Tröpfchenweise in das Calciumchloridwasser fallen gelassen wird. Dabei müsst ihr ein wenig mit der Höhe tüfteln. Sie sollte hoch genug sein, dass die Tropfen einmal komplett untertauchen, damit der Saft auch überall von einer Hülle umschlossen wird. Im Calciumchloridwasser wird das Alginat an der Außenseite der Tropfen nämlich schlagartig fest und bildet so die Hülle um die Tropfen. Die Bobbeln sind also von Außen Gelartig und von Innen flüssig.
Habt ihr ausreichend Bobbeln getropft, oder ist nicht mehr genügend Calciumchloridwasser über, gießt ihr die Bobbeln einfach durch ein Sieb ab. Wenn ihr das Wasser auffangt, könnt ihr es weiterverwenden.
So, nun noch kurz unter Wasser abspülen und dann direkt in den Tee mit den Bobbeln. Oder, falls ihr sie eine kurze Weile aufbewahren wollt, füllt sie in ein Einmachglas und gebt etwas vom normalen Fruchtsaft hinzu. So sollten sie sich im Kühlschrank eine Weile halten.
Bleibt mir nur noch, euch ein erfrischendes Eistee-Trinken zu wünschen.

4 Kommentare:

  1. Hallo liebe Thab,

    danke für die Erklärung! Mir kam im ersten Moment eine Hexenküche in den Sinn - diese Bubbles erinnern mich durch ihr Aussehen ein wenig an Schneckeneier.
    Es klingt spannend und reizt mich zum Ausprobieren. Es wird noch ein wenig warten müssen.

    Sei ♥lich gegrüßt
    Carola

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  2. Hallo Thab, wir haben auch so einen Teeladen in der Stadt, der diese Getränke samt dieser Kügelchen verkauft. Ich habe mich bis jetzt noch nie drüber getraut dieses Gebräu zu probieren. Aber durch Deinen Post bin ich nun wirklich neugierig geworden.

    lg kathrin

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  3. Liebe Thab,
    ich habe richtig Lust das Ganze einmal auszuprobieren....werde dann berichten!!!!Danke für Deine guten Ideen!!!
    Herzlichst Flori

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  4. hallo thab,

    eine frage, kann man die bobbeln aufbewahren oder muss man sie sofort verbrauchen?

    LG

    Hilde aus Brasilien

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