Sonntag, 27. Februar 2011

Umgraben

Wir haben hier sehr schweren Boden. Als ich das erste Mal versuchte ihn zu bearbeiten, war ich etwas überfordert. Ich bin aus meiner Heimat im westlichen Münsterland ja nur sehr sandigen Boden gewöhnt. Dementsprechend klang auch mein Anruf, als ich meinem Vater von unserem Garten erzählte: "Unser Boden ist so lehmig, ich glaube da könnte man mit töpfern, wenn er nass ist."
Mein Vater, als alter Gartenhase gab mir allerlei Tipps. Darunter auch einen, den ich im Herbst direkt umsetzte: "Grab den Boden im Herbst um, dann frieren im Winter die Schollen auseinander und du hast im Frühjahr einen schön krümeligen Boden." - Frostgare nennt man das.
An diesen Tipp versuchte ich mich im letzten Herbst auch zu halten. Allerdings muss man dazu sagen, dass unser Garten fast nur aus Rasen bestand. Ein Gemüsebeet war nicht angelegt. Wir hatten im Frühjahr lediglich ein 4 m² Stück experimentell in ein Gemüsebeet verwandelt. Meine Arbeit bestand also nicht aus schlichtem Umgraben, ich musste gleichzeitig auch noch die Grasnarbe unterheben. Zum Glück konnte ich meinen Mann dazu überreden, auch einen Teil unterzuheben. Ich glaube mein bestes Argument war dabei die sportliche Betätigung.
Und - was soll ich sagen - mein Vater hatte natürlich recht. Als ich in den letzten Tagen im Garten vorbei schaute, ließen sich die großen schweren Schollen problemlos zerbrechen.
Aber dann kam der "Hessische Kleingärtner". Nein, dass ist kein Mensch, sondern eine monatlich erscheinende Zeitung, die man sich bei uns im Verein kostenlos mitnehmen kann. Ich blätter eigentlich durch jede Ausgabe einmal durch, denn häufig stehen dort sehr informative Artikel drin. In der Ausgabe vom Dezember hätte ich den interessantesten Artikel aber beinahe überblättert. Ich fand ihn erst letztens, als ich in meiner Funktion als Vorstandsmitglied einige Mußeminuten während einer Sprechstunde hatte. Wer kommt denn auch auf die Idee, dass sich unter der Überschrift "Ein Ammenmärchen?" ein Artikel zum Thema Umgraben verbirgt?
Das Ammenmärchen war natürlich die Frostgare. Das stand sogar mit in der Überschrift. Nur kleiner. Diese Sätze des Artikels machten mich dann doch änstlich: "In der Tat dehnt sich das in den Poren vorhandene Wasser beim gefrieren aus und sprengt das verfestigte mineralische Bodenmaterial zu Krümeln. Nicht selten jedoch sind diese Krümel von nur kurzer Dauer, da aus Mangel an organischen Substanzen jegliche Verklebung und natürliche Ton-Humus-Komplexbildung fehlen und bereits mit der Schneeschmelze aber spätestens nach dem ersten großen Regen im Spätwinter/Frühjahr sich die gewonnene Frostgare in Verschlemmung auflöst."(1) - Werde ich wieder mit riesen Schollen kämpfen müssen? Wird mein Garten gar aussehen wie ein Schlammloch? Was soll ich denn jetzt machen, ich hab doch schon umgegraben!?
Der Artikel klärte darüber auf, dass das Umgraben die Mikroorganismen jedesmal empfindlich stört und damit das Milleu des Bodens zerstört wird. Der Artikel riet dazu, den Boden regelmäßig mit angewelktem Grasschnitt, Blättern oder Stroh abzudecken . Die dadurch entstehende Rotte und damit die Anreicherung des Bodens durch Humus würde diesen Auflockern. Da die Bodenorganismen jedoch bei ihrer Vermehrung Stickstoff verbrauchen, muss gleichzeitig für eine Stickstoffzufuhr gesorgt werden. Durch Hornspäne oder Brennesseljauche und Beinwelljauche lässt sich dies gut bewerkstelligen.  Das Gießen mit einem Bodenaktivator im Herbst und im Frühjahr soll dabei den Verrottungsprozess beschleunigen. Angeblich braucht man den so entstandenen Boden nurnoch mit Sauzahn und Rechen bearbeiten.
Ich werde dieses für mich neue Verfahren dieses Jahr einmal testen. Auf die Ergebnisse dürft ihr euch dann im nächsten Jahr freuen.
Dieses Frühjahr muss der Boden halt mit einer Kompostgabe und in dem Zustand, in dem er sich nach dem ersten Starkregen befinden wird, herhalten. Mal schauen, wie die Pflanzen wachsen werden.
Achja, was ist ein Bodenaktivator und wo bekomm ich den her? Ich werde mich mal informieren müssen.

Oh, auf dem Weg zum Garten entdeckte ich mal wieder, was für schöne Eiskristalle uns der Frost zaubern kann. Das ist ein Bach bei uns in der Nähe:
Ich wünschte nur, ich hätte eine bessere Kamera dabei gehabt. Das sah so interessant aus, wie die Kristalle im Licht glitzerten. Darunter das eiskalte, glasklare Wasser. Toll.

(1) Sachsenheimer, Karl: Frostgare - Ein Ammenmärchen?. In: Hessischer Kleingärtner, 2010, Heft 12, S. 246.

5 Kommentare:

  1. Hallo Thab,

    Zu meinem Glück haben wir hier auch Sand boden.

    Keine Ahnung, wie man mit Lehm zu erledigen hat.

    Harte Arbeit scheint es mir. Ist esnicht möglich den Boden mit Kompost zu mischen?

    Ich habe das mal gelesen.

    Groetjes Thea♥

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  2. Liebe Thab! Wir haben leider auch einen viel zu lehmigen Boden. Als wir letztes Jahr das Gemüsebeet anlegten, kauften wir einige Säcke voll Erde zur Bodenverbesserung. Über den Winter deckte ich das Beet mit Laub ab und jetzt, sobald es möglich ist, werde ich eine Gründüngung mit Spinat machen und diesen unterheben, sobald er aufgelaufen ist. Allerdings glaube ich, dass es mehrere Saisonen braucht um den Boden wirklich nachhaltig zu verbessern.

    lg kathrin

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  3. Hallo

    Ja ich habe ja auch schönen lockeren Sandboden.....aber so ein Lehmboden hat auch viele Vorteile....wenn sie auch im Augenblick nicht so offensichtlich sind....
    Bei Sandböden gärtnert man wenn man Zeit und Lust hat......bei Lehmböden wenn der Garten es zulässt....
    Bodenaktivator gibt es beim Gärtner oder Gartencenter....
    Grüne Grüße Sandra

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  4. Hallo!
    Du schreibst sehr unterhaltsam und locker. Gefällt mir. Habe dich verlinkt, damit ich dich nicht aus den Augen verliere.
    Frostgare, jaaaja. Hat schon was. Aber Lehm verschlämmt wieder, das stimmt.
    GsD hab ich diesbezüglich keine Probleme. Dafür wohne ich auf einem Schieferberg. Der schiebt massig Steine nach und ein tiefes Loch buddeln ist unmöglich .... so hat jede/r seinen Schaff und eine persönliche Herausforderung

    VLG Gudi

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  5. Es ist über 1 Jahr her, dass Du diesen Artikel verfasst hast, aber als geplagter Lehmbodenkleingärtner gebe ich auch noch meinen Senf dazu. Senf ist es nämlich, was mich wieder Lächeln ließ... Ich habe bei einem Biobauern in unserer Nachbarschaft auf Anraten mal einen Beutel weißen Senf Samen gekauft. (2 € für 3 Kilo) und jeden Herbst auf der gesamten Nutzfläche gesät. Wenn die Blüte vorbei ist, (mit dem ersten Frost) ziehst Du die Pflanzen aus der Erde und lässt sie wie Laub auf dem Beet liegen. Das ganze wird dann Ende Februar untergegraben. (ist echt eine Mistarbeit, aber bei uns hat es sich gelohnt) ein super Gründünger und die Fasern lassen den Boden immer wieder "brechen" (wenn man das jedes Jahr beibehält) Unser Gemüse dankt es uns :-) und ich danke dem Senf

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