Mittwoch, 16. Februar 2011

Die Wochenendomnivorin

"Om-ni-vore, der [lat. >>Allesfresser<<]: ein Lebewesen, das sich sowohl von Pflanzen als auch von Tieren ernährt"
(Michael Pollan: Das Omnivorendilemma).

Manchmal passiert es einem, dass einem ein Thema, oder eine Sache, oder ein Mensch immer wieder über den Weg läuft. Mir geht es in letzter Zeit so mit dem Thema Fleischkonsum. Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde, ich esse gerne Fleisch und möchte auch nicht darauf verzichten. Aber wie ich bereits sagte, dass Thema verfolgt mich in letzter Zeit. 
Alles begann damit, dass ich, ich kann nicht einmal mehr sagen wodurch, auf die Frage gestoßen wurde, ob ich mich noch auf den Sonntagsbraten freue. Ich dachte darüber nach und musste mir ehrlich antworten: Nein. Eigentlich esse ich jeden Tag Fleisch. Sei es als Aufschnitt auf dem Brot oder als Gehacktes im Mittagessen. Fleisch ist eines meiner Hauptnahrungsmittel. Das hatte aber zur Folge, dass ich mich nicht mehr auf den Sonntagsbraten freue. Nun ja, den sprichwörtlichen Sonntagsbraten gab es Sonntags eigentlich eher selten, aber leckere Gerichte, meistens mit Fleisch, gab es dann doch. Aber selbst wenn es einen Braten gegeben hätte, wäre er irgendwie normal bzw. alltäglich gewesen. Und ich muss ehrlich sagen, das beunruhigte mich, hätte es doch das Verschwinden des Sonntagsbratens zur Folge, wenn dieser genauso gut ein Montags- oder Mittwochsbraten sein könnte.
Etwa zeitgleich mit dem Ende dieser Überlegungen las ich in einer Zeitung die Empfehlung zu einem Buch: "Das Omnivorendilemma - Wie sich die Industrie der Lebensmittel bemächtigte und warum Essen so kompliziert wurde" von Michael Pollan. 
Ich freute mich bei der Bestellung schon auf ein handliches Buch über Ernährung und war umso erstaunter, als ich ein Werk mit über 500 Seiten in der Hand hielt. Ich muss ja ehrlich gestehen, bisher habe ich mich noch nicht herangewagt und nur den Klappentext gelesen. Mein Mann jedoch hat besagtes Buch schon angefangen. Nachdem er etwa ein Viertel des Buches gelesen hatte, machte es auf einmal >Poff< und das Buch wurde mit Wucht zugeklappt. Ich hörte ihn nur murmeln: "Jetzt kommt der ekelige Teil". Fragend schaute ich ihn an und fragte ihn: "Welcher ekelige Teil?". Seine Antwort: "Tierhaltung und Fleischherstellung". 
Klar, im Prinzip weiß jeder von uns, dass Fleisch aus dem Supermarkt in der Menge eigentlich nicht tierfreundlich hergestellt werden kann. Was anderes ist es aber, diese Praxis zu sehen, oder genau beschrieben zu bekommen. Mich brachte diese Bemerkung meines Mannes aber zurück auf die Frage nach dem Sonntagsbraten und ich fasste den Entschluss, mal eine Woche lang in der Woche kein Fleisch zu essen, um mich dann am Wochenende um so mehr auf das Schinkenbrot und den Sonntagsbraten zu freuen. 
Meine erste Überlegung zu diesem Thema ging in die Richtung: "Was mach ich mir denn jetzt Abends aufs Brot? Käse?" Klar Käse. Wie einfallsreich. Nach drei Tagen Käse auf dem Brot hatte ich die Nase voll von Käse. Also gab es Frischkäse. Naja, natürlich nicht pur. Ich versuchte mich an allerlei Aufstrichen. Dabei stieß ich dann auch auf Fisch als Alternative. Gut, Fische sind auch Tiere, aber sie verderben wenigstens nicht die Freude auf den Sonntagsbraten. Achja, eine Mischung aus  geräuchertem, kleingeschnittenem Lachs, geriebener Salatgurke und Frischkäse, mit Kresse, Salz und Pfeffer abgeschmeckt, ist sehr lecker.
Blieb aber immer noch das Problem mit dem Mittagessen. Zum Glück hatte ich mir im Sommer ein Kochbuch gekauft "Fitnessküche - Köstlich, leicht und herrlich frisch", in dem es auch ein Kapitel mit vegetarischen Gerichten gab. 
Eigentlich war das Buch ja als Inspiration gedacht, was ich alles mit meinen selbstgezogenen Gartenfrüchten anstellen könnte. So erfüllte es aber noch einen anderen Zweck. Und ich entdeckte noch eine Fleischalternative: Pilze. Hätte ich gewusst, dass Pfifferlinge in einem Gemüseauflauf so lecker schmecken, hätte ich das schon viel eher ausprobiert...
Naja, aber genug vom Geschwafel. Das Ende vom Lied war, dass ich die Woche erfolgreich hinter mich brachte und mich tatsächlich auf den Sonntagsbraten freute. Und den gab es dann auch. In leckerer Soße mit Salzkartoffeln und Kaisergemüse. Mhhmm. Und fleischlos essen fühlte sich garnicht so schlecht an... an maximal fünf Tagen in der Woche. Dieses Experiment kann ich jedem nur empfehlen.
Trotzdem ließ mich das Thema noch nicht los, denn kurz darauf brachte der Ökotest in 01/2011 einen Artikel: "Es geht auch ohne", der ebenfalls auf die Probleme der Tierhaltung und auf den gesundheitlichen Aspekt unseres Fleischkonsums hinwies. Dieser überzeugte mich schließlich, meinen Fleischkonsum dauerhaft zu reduzieren. Zumindest ein wenig. Eine strikte Wochenendomnivore werde ich wohl trotzdem nicht, denn zum einen ist ein Fisch ja auch ein Tier und zum anderen kann ich mir nicht verkneifen, hin und wieder etwas Schinken auf mein Brot zu tun. Aber wie die Berlinerin Katharina Rimpler schon feststellte: "Zwei halbe Vegetarier sind auch ein ganzer." (http://halbzeitvegetarier.de/) Man muss es ja nicht ganz so genau nehmen.

3 Kommentare:

  1. Hallo Thab,

    Das scheint mir ein gutes Buchzu sein.

    Mein Mann und ich essen im letsten Zeit immer weniger Fleisch.

    Schön dein Kommentar auf meinem Blog,Ich freue mich immer sehr, wenn einen neuen Beitrag da ist.

    Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche,

    Lieve groetjes van Thea♥

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  2. Liebe Thab! Vielen Dank, dass Du meinen Blog besucht hast und Dir meine Grow-Box so gut gefällt. Die Mini-Gewächshäuser benutze ich natürlich auch, allerdings nur so lange bis sich der Keimling zeigt, dann wird er in die beleuchtete Grow-Box umgesiedelt und darf dort weiterwachsen.

    Dein Bericht über das Fleischessen ist sehr interessant, ich habe dadurch über meinen Fleischkonsum nachgedacht. Wir essen es zwar nicht täglich, aber doch auch öfters. Manchmal sollte man nicht zu viel nachdenken.

    lg kathrin

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  3. Das ist doch eine sehr gesunde Einstellung. Wir (Normalverbraucher) essen zuviel Fleisch. Es muß billig sein, damit wir es uns täglich leisten können. Wenn wir die gleiche Menge Geld ausgeben würden für hochwertiges Fleisch, von dem wir wissen, wo es her kommt; was wir dann seltener, aber mit mehr Genuss und besserem Gewissen verspeichen können, gewinnen wir mehrfach: wir essen gesünder, wir fördern verantwortungsvolle Tierhaltung und damit die bäuerliche Landwirtschaft, die unter dem Druck der wirtschaftsbestimmten Politik ansonsten zum Untergang verdammt wäre.

    Paulle

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